Viele ehemalige Kasernenbauten in Berlin zeugen vom einstigen Stolz der preußischen Armee. Was den zweiten Weltkrieg überstanden hat, wiederaufgebaut wurde und noch heute im Stadtbild zu finden ist zeigt, wie wichtig Berlin als Garnisonsstandort war.
Auch das Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 war, Zeit seines Bestehens in Berlin (heute der Bezirk Berlin-Mitte) stationiert. Der Fokus soll sich auf die ehemalige Kaserne am Kupfergraben richten.
Bevor es die ersten festen Kasernen bezog, herrschte im 19. Jahrhundert das Naturalquartier vor. Die Soldaten wohnten mehrheitlich in Bürgerquartieren. In einigen preußischen Garnisonen ließ der König Soldatenstuben für verheiratete Soldaten einrichten. In der Garnison gab es ein zentrales Wachlokal, Montierungskammer, Ställe und Wagenschuppen.
Sehr früh wurden Lazarette angemietet oder errichtet. Die Kranken sollten von den dienstfähigen Soldaten abgesondert werden. In den Lazaretten lag der ansteckend Kranke neben dem verletzten Kameraden, Operationen fanden nur wenige Schritte neben den Krankenlagern statt.
Bei der Stiftung des Alexander Regiments zogen die drei Bataillone zuerst in die Artillerie-Kaserne (später Grenadier-Kaserne an der Kontre-Eskarpe, die spätere Alexanderstraße) nahe des, damals noch namenlosen, Alexanderplatz. Da die Platzverhältnisse bald zu beengt waren, zog das II. Bataillon in Bürgerquartiere der Umgebung.
1872 zogen die 10. Und 11. Kompanie in eine Kaserne an der Neuen Friedrichstraße (heute Anna-Louisa-Karsch bzw. Rochstraße), in der auch die Berliner Garnisonskirche stand. Zwei Jahre später folgte die 6. Kompanie.
Somit verblieben neun von zwölf Kompanien in der Grenadier-Kaserne an der Alexanderstraße.
Erst mit dem Neubau der Alexander-Kaserne Am Kupfergraben - Am Weidendamm / Prinz-Friedrich-Karl-Straße (heute Geschwister-Scholl-Straße), der von 1898-1901 errichtet wurde, war eine zentrale Kaserne vorhanden, in die das I. und II. Bataillon einzogen, das III. Bataillon (Füsiliere) blieben in der generalrenovierten Kaserne in der Alexanderstraße.
Bemängelt wurde der Bauuntergrund, der aus Moor, Torf und aufgeschütteten Boden bestand. Aufgrund dieser Beschaffenheit wurden Pfähle in den Boden gerammt und die Fundamente aus Beton gegossen.
Die Anlage umfasste sieben Gebäudekomplexe, wovon die Bauten am Weidendamm / Am Kupfergranen die größten waren.
Sie bestanden aus der West- und Ostcaserne, dem Exercirhaus, der Officier-Speise-Anstalt, dem Gebäude für Verheiratete, dem Reitstall und kleinen Nebenhäusern.
Die Gebäude waren modern ausgestattet, unter anderen mit elektrischen Licht, Linoleumböden, Waschgelegenheiten auf allen Etagen usw. Auch die Deckenhöhe war, für die damalige Zeit, mit durchschnittlich 3,70 m bemessen.
Die Fassaden waren verputzt, wobei Tür- und Fenstereinfassungen mit Sandstein ausgekleidet waren. Als Baukosten wurden ca. 4 Millionen Mark ausgegeben. Die Entwürfe stammten vom Baurat Wieczorek und des Regierungsbaumeisters Boethke. Die Bauausführung oblag zunächst der Leitung der beiden genannten, später durch den Baurat Weutsdorf und RegierungsbaumeisterSeemann.
Nach dem I. Weltkrieg wurde das stolze Alexander Regiment demobilisiert, so dass die Kaserne zunächst in großen Teilen leer stand. Den Namen Alexander-Kaserne behielt die Anlage. Die Wehrmacht nutze ab den 1930er Jahren den westlichen Gebäudekomplex, unter anderen für die Zahlmeisterei, der Wehrmacht-Betreuungsstelle und weiteren Einrichtungen.
Im II. Weltkrieg wurde die Anlage durch Luftangriffe schwer getroffen und teilweise zerstört. Der Wiederaufbau war für die Gebäude unterschiedlich. Die Westkaserne wurde vereinfacht, die Ostkaserne teilweise komplett wiederhergerichtet, andere Häuser auf der Anlage völlig abgerissen.
Zu DDR Zeiten wurde in die Anlage nur das nötigste an Instandhaltungsmaßnahmen investiert. Die Kaserne wurde in Friedrich-Engels-Kaserne umbenannt, da er als Einjährig Freiwilliger dort seinen Dienst, in der damaligen, am Ort befindlichen, Garde-Artillerie-Brigarde versehen hatte.
Noch heute zeugen die Ausmaße der Kaserne, sei es die Ansicht von der Spreeseite oder der Blick von der S-Bahn in die Geschwister-Scholl-Straße, vom einstigen Stolz der preußischen Armee.