Kyffhäuser-Kameradschaft Alexander
Kyffhäuser-Kameradschaft Alexander

Das Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1

Das Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 wurde am 14. Oktober 1814 auf dem Wiener Kongress, per Allgemeiner Kabinetts Ordre, durch König Friedrich Wilhelm III. aufgestellt. Es war der Dank an den Zar Alexander I. von Russland und Kaiser Franz I. von Österreich, die sich in den Befreiungskriegen gegen das Heer Napoleons auf die Seite Preußens gestellt hatten.

 

„Ich habe beschlossen, die 6 Grenadier-Bataillone der Armee, welche in dem ruhmvoll beendigten Kriege in eine Brigade vereinigt gewesen sind, nicht wieder voneinander zu trennen und will deshalb aus ihnen zwei Grenadier-Regimenter formieren, welche fortdauernd eine Brigade ausmachen, in der Hauptstadt garnisonieren. Diese Formation soll gleich in der Art geschehen, daß das Leib-Grenadier-Bataillon, das 1. Und 2. Ostpreußische zu einem… Regiment zusammenstoßen…“

Wien, den 14. Oktober 1814

 

(gez.) Friedrich Wilhelm

 

Nachdem sich das Verhältnis zwischen Preußen und Frankreich Anfang des 19. Jahrhunderts massiv verschlechtert hatte und Kaiser Napoleon auf Rückzugsaufforderungen nicht eingegangen war, rückte dieser mit seinen Truppen in Preußen ein und eroberte im Oktober 1806 nicht nur die preußische Hauptstadt Berlin, sondern löschte in Schlachten die Truppen Friedrich Wilhelms III in vernichtender Weise nahezu aus. Letztlich war es vor allem das russische Zarenreich, das mit Preußen bereits einen Geheimbund unterhielt und dem König schützend zur Seite stand. So war es vor allem der russische Einsatz, der 1813 letztendlich zum Sieg und zum Friedensabschluss der beteiligten Nationen führte; wenn auch zu einem sehr hohen Preis für Preußen, dessen Grenzen neu geordnet wurden.

 

Am 19. Oktober 1814 erfolgte eine zweite Ordre, in der der König bekannt gab, dass er den Zar von Russland Alexander I. gebeten habe, die Stelle des Regiment Chefs anzunehmen. Dieser nahm den Posten gerne an, so dass das Regiment den Namen: “Grenadier-Regiment Kaiser Alexander“ führte.

 

Am 27. November 1819 erfolgte die erste Namensänderung in „Kaiser Alexander Grenadier-Regiment“

Am 18. Februar 1820 erhielt das Regiment den Garde-Rang.

Die letzte Umbenennung erfolgte am 14. Juli 1860 in Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1.

 

Diesen Namen sollte es bis zu dessen Demobilisierung am 27. November 1918 mit großem Stolz tragen.

 

Das Regiment war in der Zeit seines Bestehens in Berlin stationiert, wo es zunächst auf mehrere Kasernen verteilt war und im Jahr 1903 die Alexander-Kaserne Am Kupfergraben / Prinz-Friedrich-Karl-Straße bezog.

 

Das Regiment im 1. Weltkrieg

 

 

Beim Attentat von Sarajewo am 28. Juni 1914 wurden der Thronfolger Österreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophi Chotek, Herzogin non Hohenberg, bei ihren Besuch in der Stadt von Gavrilo Princip, Mitglied der serbisch-nationalistischen Bewegung Mlada Bosna, ermordet. Das Attentat in der bosnischen Hauptstadt löste die Julikrise aus, die schließlich,  mit der Mobilmachung und Kriegserklärung des deutschen Kaiserreichs, zum ersten Weltkrieg führte.

 

Am 03. August rückte zunächst die achte Kompanie als Vorauskommando aus Berlin nach Westen ab. Am 09. August erfolgte der Ausmarsch des Regiments, außer dem Ersatzbataillon, das zur Sicherung in der Kaserne blieb.

 

Das Regiment war, bis auf einige Abberufungen an die Ostfront, an der Front in Frankreich eingesetzt.

 

Noch heute klingt es merkwürdig, wenn in Tagebüchern der Soldaten oder Erinnerungsschriften der Offiziere der Kampf im Osten als „angenehm“ empfunden wurde, da es sich um einen vermehrten Bewegungskrieg handelte.

 

Am 11. September 1914 hoben die Soldaten südlich von Beine-Nauroy zum ersten Mal Schützengräben aus, um den Feind besser abzuwehren.

 

 

Wie grausam sich der Stellungskrieg innerhalb eines Jahres entwickelte ist aus dem Tagebuch des Major von Graefe vom 01. bis 04. Oktober 1915 zu entnehmen.

 

„Noch in der ersten Nacht gehe ich die Abschnitte ab. Alle recht beschädigt, voller Leichen und Leichenteile… in den Gräben. Die feindl. Stellung liegt meist sehr nahe. Mein Unterstand, Kalkofen, von mir Rattenschloß genannt. Schaurig-romantische Nächte mit Donnern und Geschütz-Blitzen…“

 

In den letzten Kriegsmonaten konnten die Verluste an Soldaten nicht mehr vollständig ersetzt werden, so dass zum Beispiel die Kompaniestärke, die Anfang 1914 ca. 150 Mann umfasste, auf knapp 50 im Oktober 1918 sank.

 

Stark dezimiert wurde es teilweise, mit den Resten des Kaiser Franz Garde Grenadier Regiment Nr. 2, der 52. Reserve Division zugeordnet, um halbwegs wieder Bataillonsstärke zu erhalten.

 

Nach Verkündung des Waffenstillstands begann der Rückzug in die Heimat.

 

Insgesamt fielen von 1914 bis 1918 auf den Schlachtfeldern 3728 Mann.

 

Einsätze des Regiments

(Textpassagen aus wikipedia)

 

Deutsche Revolution 1848/49

 

Bei den Straßenkämpfen während der Märzrevolution in Berlin fielen ein Premier-Leutnant (Oberleutnant) und drei Grenadiere. Ob und wie viele Berliner Bürger dem bewaffneten Einschreiten des Regiments zum Opfer fielen, ist nicht bekannt. Am 23. April 1848 (eingesetzt war das Füsilier-Bataillon) starben bei Schleswig zwei Leutnants und drei Füsiliere. Vom 5. bis 9. Mai 1849 war das Regiment (I. Bataillon und Füsilier-Bataillon) in Dresden im Straßenkampf eingesetzt. Dabei fielen zwei Leutnants sowie zwei Füsiliere. Auch hier gibt es keine Zahlen über die Toten und Verwundeten unter der Zivilbevölkerung. Die Alexandriner konnten eine Kanone der Aufständischen erobern. Diese Kanone zierte später ein Denkmal zur Erinnerung der Gefallenen des Regiments bei den Dresdner Straßenkämpfen im Garten des Offizierskasinos.

 

Deutscher Krieg 1866

 

Am 28. Juni bei Soor und am 3. Juli in Königgrätz kämpfte das Regiment. Bei Königgrätz standen die Alexandriner dem österreichischen Alexander-Regiment (Infanterie-Regiment Kaiser Alexander von Rußland Nr. 2) gegenüber. Grenadier Plitzko vom Brigade-Regiment „Elisabeth“ eroberte die Fahne des 2. österreichischen Bataillons. Die Fahne kam später nach Potsdam in die Garnisonkirche. Die Verluste in diesem Feldzug waren verhältnismäßig gering, mit einem Unteroffizier und sieben Mann.

 

 
 

Deutsch-Französischer Krieg 1870/71

 

Am Tage von St. Privat, dem 18. August 1870, wurden 13 Offiziere getötet und 14 verwundet, darunter zwei Bataillonskommandeure. Die Mannschaften erlitten Ausfälle von 820 Mann (Gefallene und Verletzte). An diesem Tage fiel auch der älteste Kriegsfreiwillige dieses Krieges. Der Unteroffizier Christian Raspe, 10. Kompanie, ein 53-jähriger Gastwirt, geboren im Kreis Mansfeld, der bereits 1837 im Regiment gedient hatte und 1848 als Halbinvalide ausgeschieden war, hatte sich bei der Mobilmachung erneut gemeldet. Er machte den Einmarsch in Frankreich zu Fuß mit, musste aber später aufgrund wunder Füße auf dem Kompaniekarren gefahren werden. Am Tag der Schlacht bestand er darauf mitzukämpfen und fiel durch einen Schuss in die Brust.

Weitere gefallene Offiziere hatte das Regiment im Verlauf dieses Krieges nicht zu verzeichnen; die Anzahl der gefallenen Unteroffiziere und Mannschaften ist nicht bekannt.

 

 
Das Regiment war in zentraler Rolle der Eroberung bei Le Bourget am 30. Oktober 1870 beteiligt. Ein Bild stellt den Kommandeur der 2. Garde-Infanterie-Division, Generalmajor Rudolph Otto von Budritzki (vorher Kommandeur der Alexandriner) mit der Fahne des II. Bataillons des Regiments „Elisabeth“ dar, die er dem fallenden Fahnenträger beim Sturmangriff entrissen hatte. In diesem Angriff entschied ein 23-jähriger Seconde-Leutnant an der Spitze der 8. Kompanie den Kampf um den Bahnhof. Bereits für St. Privat mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet, wurde ihm das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen. Beim Siegeseinzug in Berlin wurde ihm die Ehre zuteil, vor allen Gardetruppen an der Spitze der 89 eroberten französischen Fahnen zu marschieren und diese am Reiterdenkmal König Friedrich Wilhelms III., das an diesem Tag enthüllt wurde, niederzulegen. Beim Kampf um die Gasfabrik stürmte der Tambour der 7. Kompanie, Friedrich Wilhelm Bümsen, zum Sturm trommelnd nach vorn zu seinem Kompaniechef. Als das Trommelfell platzt, drehte er die Trommel um und schlug weiter. Er war als einer der ersten im Hof der Gasfabrik. Als Tambour von „Le Bourget“ wurde er in Gedichten verewigt.[6] Der „Figaro“ kaufte die Geschichte von der Zeitschrift Daheim und brachte das Bild des Tambours auf der ersten Seite.

Weitere Teilnahme an Gefechten:

  • 18. August Gravelotte-St. Privat
  • 1. September Sedan
  • 19. September 1870 – 29. Januar 1871 Einschließung und Belagerung von Paris
  • 23. September Schlacht bei Le Bourget (5. Kompanie)
  • 30. Oktober Le Bourget (I. und II. Bataillon)
  • 21. Dezember Le Bourget (I. Bataillon und Füsilier-Bataillon)
  • 15. Januar 1871 Le Bourget (I. Bataillon und Füsilier-Bataillon)
  • 15. Januar 1871 Drancy (10. und 11. Kompanie)

 

 
 

 

Erster Weltkrieg

 

 

Die Teilnahme am Ersten Weltkrieg erfolgte im Rahmen der 2. Garde-Division. Während dieses Krieges fielen vier von sechs Majoren und elf von 16 Hauptleuten; einer verstarb in britischer Kriegsgefangenschaft. Die Reserveoffiziere des Regiments rekrutierten sich überwiegend aus Kaufleuten, Lehrern, Architekten und Juristen und waren durchweg bürgerlich.

Es sind insgesamt 3.728 Angehörige des Regiments im Ersten Weltkrieg gefallen, davon 167 Offiziere (51 bei anderen Truppenteilen) und 3.561 Unteroffiziere und Mannschaften. Die Friedensstärke des Regiments betrug 2.058 Mann.

Gefechtskalender

1914
1915
1916
  • Fouquescourt August
  • Sommeschlacht August/September
  • Laucourt September/Oktober
  • Somme Oktober bis Januar 1917
1917
  • Hinter der Front Januar/Februar
  • Somme Februar bis März
  • Ruhe um Vervins März/April
  • Abwehr der französischen Frühjahrsoffensive am Chemin des Dames, April/Mai
  • Argonnen Mai/Juni
  • Durchbruch in Ostgalizien Juni bis Anfang August
  • Eroberung von Riga August bis Anfang September
  • Schlacht an der Laffaux-Ecke, September/Oktober
  • St. Mihiel Oktober bis Januar 1918
1918
  • Metz Januar bis März
  • Arras März
  • Avre-Brückenkopf bei Mailly März/Mai
  • Ruhe bei Landrecies Mai
  • Villers-Cotterets Ende Mai bis Mitte Juni
  • Ruhe bei Beaurieux-Glennes Juni bis Mitte Juli
  • Zweite Marne-Schlacht Juli
  • Ruhe bei Montcornet August
  • Somme August/September
  • Siegfried-Stellung September
  • Le Catelet und Römerstraße September/Oktober
  • Flandern Oktober bis Anfang November
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© Heiko Leistner